Als AIDA-Wiederholungstäterin hatte ich ein mulmiges Gefühl, als ich den “Buchen”-Button für meine nächste Reise drückte. 7 Tage Metropolen mit der AIDAperla. Eigentlich hatte ich mir geschworen, mich nie mit um die 4.000 Mitreisenden auf ein Schiff dieser Größe zu quetschen. In meinen schlimmsten Vorstellungen sah ich mich verzweifelt nach einem Platz im Restaurant suchen. Nicht nur zu den Essenszeiten vermutete ich Gedränge, sondern auch auf den, eher unterrepräsentierten, Außendecks. Eine Kreuzfahrt ohne eine frische Brise und den ungehinderten Blick auf Meer? Das wollte ich mir während der schönsten Zeit des Jahres, im Urlaub, nicht antun.
Ja wo sind sie denn, die 4.000 Passagiere?
Ein unschlagbares Angebot und mein großer Wunsch einer meiner Lieblingsstädte Brügge einen Besuch abzustatten, überzeugten mich am Ende doch, mich auf das vermutete Gedränge einzulassen. Am Hafenterminal Steinwerder in Hamburg angekommen, stellte sich erste Verwunderung ein. 4.000 Passagiere (inkl. Crew) sollen es auf diesem Schiff werden? Wo sind die denn alle? Der Check-In lief so schnell, dass ich in manchen Momenten vermutete, wir hätten uns im Terminal geirrt und wären fälschlicherweise doch auf die AIDAsol gestiegen, die zeitgleich in Hamburg lag. Ich kann bezüglich des Check-Ins nur empfehlen, alle Unterlagen (Gesundheitsfragebogen, Ausweis etc.) griffbereit zu haben. Hält sich jeder an die von AIDA vorgegebenen Regeln, die das Einchecken strukturieren, seid ihr schneller auf dem Schiff, als ihr alle drei AIDA Auslaufsongs gehört habt.
Ein Hoch auf die Touchscreens im Treppenhaus
Auf der AIDAperla angekommen, erwischte mich die erste Überforderung. Wo bin ich und wo will ich eigentlich hin? Hier empfehle ich euch die Konsultation eines “Urlaubs-Lotsen”, die von AIDA im Eingangsbereich des Schiffes positioniert wurden. Die freundlichen Mitarbeiter wissen auf fast jede Frage eine Antwort. Wer lieber auf eigene Faust eine Erkundungstour wagen möchte, sollte sich die Bildschirme vor den Fahrstühlen genauer anschauen. Diese Touchscreens bieten die Möglichkeit die Öffnungszeiten der Restaurants, Veranstaltungen sowie die Deckpläne der AIDAperla anzeigen zu lassen. Das wohl beste Feature jedoch ist die Auslastungsanzeige der Restaurants. In Ampelfarben wird dargestellt, ob sich im jeweiligen Restaurant noch ein Tisch finden lässt. Wer trotz der vielen Passagiere nicht um einen Platz kämpfen möchte, sollte sich nur in Restaurants begeben, die mit einem grünen Punkt versehen sind.
Wer es entspannt mag, nutzt die vielen Spezialitätenrestaurants
Apropos Restaurants: Das neue Konzept, welches sich AIDA für die AIDAperla und die baugleiche AIDAprima überlegt hat, wirkt für diejenigen, die Fans der älteren AIDA Schiffsgenerationen sind, ungewohnt. In einigen Restaurants (French Kiss, Casa Nova, Brauhaus, Tapas Bar) lassen sich vorab Plätze reservieren. Dort sind übrigens keine Tischgetränke im Preis enthalten, das Essen ist jedoch kostenfrei. Mein Tipp: Wer am ersten Abend gemütlich und ohne Hektik essen möchte, sollte sich einen Platz in einem der genannten Restaurants reservieren. Dort wird es meist erst an den folgenden Tagen der Reise voll. Ich habe am ersten Abend die Tapas Bar genutzt und war hoch zufrieden. Super leckeres Essen, tolle Bedienung, entspannt. Auf einen Meerblick muss man hier allerdings verzichten. Da dies in den meisten Restaurants der Fall ist, gewöhnt man sich daran schnell. Das neue Konzept sorgte dafür, dass ich fast jeden Abend in einem der Spezialitätenrestaurants verbrachte. Als eigentlicher Buffett-Fan überraschte es mich selbst, dass ich die Bedienung am Platz und die entspannte Atmosphäre so genoss. Außerdem war die Qualität des Essens erste Sahne! Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass die Getränke, die in den Spezialitätenrestaurants nicht integriert sind, schnell auf die Reisekasse schlagen können. Wer seine Reisekasse schonen möchte, oder sowieso lieber eine große Auswahl am Buffet genießt, sollte sich unbedingt das East Restaurant anschauen. Besonders die Bratstation, bei der man sich einige Zutaten zusammenstellt, die dann frisch gebraten werden, ist ein Highlight. Ein Platz war hier während meiner Reise immer zu bekommen.
Mein Lieblingsplatz: Das Lanai-Deck
Nach dem Essen hatte ich eine wichtige Mission: ruhige Plätze mit Meerblick auskundschaften. Meine Angst, kaum Außenfläche auf der AIDAperla zu finden, begleitete mich. Gottseidank konnte ich schnell durchatmen. Ich verliebte mich auf Anhieb in das Lanai-Deck und die Lanai-Bar. Großzügig gestaltet und so gebaut, dass man sich hier auch bei einer steifen Brise aufhalten konnte. Für diejenigen, die lieber ohne Wind aufs Meer schauen, kann ich besonders den Bereich vor dem Buffalo-Steakhouse empfehlen. Hier sind einige Sitzgelegenheiten, die einen wunderbaren Meeresblick bieten. Generell ließ sich auf meiner Reise zu jeder Zeit, drinnen sowie draußen, ein Platz finden. Bei bestem Sonnenwetter gab es reichlich freie Liegen auf dem Lanai-Deck, wo sich übrigens auch kleine Infinity-Pools befinden. Solltet ihr nicht gerade in einem sehr kalten Fahrtgebiet unterwegs sein, kann ich euch nur ans Herz legen, eine Balkonkabine zu buchen. Trotzdem sich besonders zum Auslaufen immer schöne Plätze an Deck zum Schauen finden ließen, geht nichts über die Möglichkeit, diesen Moment auf dem eigenen Balkon zu erleben. Der Vorteil der AIDAperla gegenüber den älteren Schiffsklassen ist übrigens die große Anzahl an Balkonkabinen, die dementsprechend auch weniger preisintensiv sind, als bei Schiffen mit weniger Kabinen dieser Art.
Sogar im Theatrium gab es freie Plätze
Da man, so schön es auch ist, nicht den ganzen Tag auf der Kabine verbringen sollte, komme ich zu meiner nächsten Angst, die ich mit einem großen Schiff wie der AIDAperla verband: Die Veranstaltungen werden so voll sein, dass ich keinen Platz mehr bekomme. Das war überhaupt nicht der Fall. Weder beim Karaoke im Brauhaus, was zu meinen Pflichtveranstaltungen gehört, noch im Theatrium herrschte Platznot. Einzig im Beachclub konnte es manchmal etwas voller werden, was während meiner Reise aber sicherlich an der richtig guten Band lag, die Abends dort auftrat. Es kam nicht selten vor, dass ich mich auch an Seetagen fragte, wo nur all die Menschen seien, mit denen ich zusammen reiste. Die Masse wurde mir nur zum Frühstück bewusst, welches an manchen Tagen zu Gedränge führte. Mein Tipp: Vorab für die Seetage Plätze für das Frühstück im Buffalo-Steakhouse reservieren (kostenpflichtig), oder beim French Kiss nachfragen, ob noch freie Plätze vorhanden sind, dort gibt es ebenfalls Service am Tisch. Immer nur essen und feiern sollte man auf einer Kreuzfahrt übrigens nicht, dann verpasst man, wo man eigentlich anlegt. Landgänge waren während meiner Reise auf der AIDAperla sehr angenehm. Weder Shuttlebusse, die von AIDA oder der angelaufenen Stadt gestellt wurden, waren überfüllt, noch gab es während des Verlassens des Schiffes Gedränge. So muss das sein.
Mein Wermutstropfen: der weniger intensive Kontakt zu Gastgebern und Servicepersonal
Trotzdem ich von meiner Reise mit der AIDAperla sehr positiv überrascht war, gibt es auch Aspekte, die aufgrund der Größe des Schiffes im Vergleich zu kleineren Schiffen gelitten haben. Es ist unwahrscheinlich, dass man seinen Mitreisenden öfter begegnet. Das gleiche Gesicht zweimal zu sehen, gleicht einem Glücksfall. Auch der Kontakt zu den Gastgebern und zum restlichen Personal leidet dadurch, dass so viel Programm gleichzeitig läuft und man durch das neue Restaurantkonzept öfter das Restaurant wechselt. Mein Tipp: eine Lieblingslocation aussuchen und dort ab und zu vorbei schauen. Das Personal war auf meiner Reise sehr kommunikativ und immer erfreut, ab und zu die gleichen Gesichter zu sehen. Besonders entspannt lief es für mich in der Spray Bar. Durch ihre versteckte Lage verirrten sich nur wenige Gäste dorthin, sodass ich abends genug Zeit hatte, um unglaublich interessante Gespräche mit meiner Lieblingsbarkeeperin Chary zu führen. Der einzige Ort, um den ich während der Reise einen großen Bogen machte, war das 4 Elements. Hier war es aufgrund der vielen Angebote (Klettergarten, Rutschen, Schwimmbecken…) tatsächlich sehr gut gefüllt. Der Chlorgeruch und der hohe Lärmpegel waren nichts für mich. Ich hörte allerdings von anderen Gästen, dass der Spaßfaktor in diesem Bereich ziemlich spitze war.
Während meiner Reise mit der AIDAperla gab es nur einen Moment, an dem ich spürte, mit wie vielen Menschen ich eigentlich unterwegs war: die Seenotrettungsübung. Nachdem jedoch alle Rettungswesten abgelegt waren, kehrte eine angenehme Ruhe ein. Es war schön zu spüren, dass alle meine anfänglichen Ängste unbegründet waren. AIDAperla, du wunderbares Schiff, ich glaube, wir sehen uns nochmal wieder 🙂
Viele Grüße Jule
Liebes Bloggerin
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