Donnerstag 3. Mai 2018 – Stettin/Polen

News Foren Gastblogger/Reiseberichte Phoenix Südskandinavien vom Feinsten mit MS Albatros (Helga) Donnerstag 3. Mai 2018 – Stettin/Polen

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      Helga E.-D.
      Gast

      Stettin begrüßte uns nicht nur mit Sonnenschein, sondern schickte auch gleich ganz besondere Besucher aufs Schiff: Eine Invasion von größeren schwarzen Insekten hatte es sich auf den Außendecks gemütlich gemacht – an Wänden, Decken, Treppenaufgängen, Böden – dicht an dicht hingen diese Viecher, die zwar nichts taten, noch nicht einmal sich bewegen! Wasserschlauchattacken imponierten ihnen auch nicht, sie hatten wohl beschlossen, auch einmal Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff zu machen und blieben einfach bis zum Ablegen. Aus hygienischen Gründen mussten an diesem Tag das Lido-Buffet und die Pizzeria auf dem Außendeck geschlossen bleiben.
      Stettin wird ja nur äußerst selten von Kreuzfahrtschiffen angelaufen und deshalb waren wir sehr gespannt, auch auf das Einlaufen, denn aus einer Hochseekreuzfahrt wurde eine „Flusskreuzfahrt.“ Die Albatros war von der Ostsee über die Swine mit der Passage von Swinemünde durch den Kanal in die Oder gefahren – die sog. „Kaiserfahrt. In Stettin hat die Oder ein sehr verzweigtes Kanalsystem, unser Liegeplatz „Polish Pier“ lag auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt, leider in einem Hafen- und Industriegebiet, dafür wurden wir aber mit einem schönen Blick auf das „Schloss der Pommerschen Herzöge“ und auf die „Hakenterrasse“ belohnt – ein einladendes Panorama.

      „Blick von der Albatros auf Stettin und die Hakenterrasse“

      Kreuzfahrtdirektor „Michael“ hatte natürlich auch an diesem Tag einen seiner allmorgendlichen „Gute Laune“-Sprüche parat, vor allem sorgte der „Ein neuer Tag, ein neues Glück“-Mann dafür, dass wir stets die wirklich wichtigen Nachrichten des Tages am Morgen bekamen: Nicht nur welcher Nationalfeiertag irgendwo auf der Welt begangen wird, sondern dass man den „Tag der verlorenen Socke“, „Tag der Schildkröte“, „Tag der verschiedenen Paar Schuhe“, „Tag des Schluckaufs“ oder z. B. den „Tag der Krawatte“ begeht – wer braucht da noch schlechte Nachrichten via TV oder Radio. Aber auch die Crew-Mitglieder wurden jeden Morgen extra von ihm begrüßt: „Good morning, how are you?“ Die Philippinen schienen schon darauf zu warten und setzten bei „how are you“ im Chor mit ein – ich sollte das mal meinem Chef erzählen…

      Kurz nach 10:00 Uhr wurde das Schiff frei gegeben, wir nutzten den angebotenen Shuttle-Bus in die Stadt für 8,– € p. P. und Hin- und Rückfahrt. Der Fußweg in die Stadt ist weit und auch wenig attraktiv. Der Aus- und spätere Einstieg war die neue „Philharmonie“ in der Nähe der Altstadt.
      Gleich hier nebenan am „Plac Solidarnosci“ (Solidarity Place) steht seit 2005 „The Angel of Freedom“ – ein Denkmal, das an die 16 Toten während des Werftarbeiterstreiks 1970 erinnern soll. Das ging mir schon unter die Haut, kann ich mich noch gut an diese Zeit erinnern, die Bilder waren auch im deutschen Fernsehen täglich zu sehen.

      „The Angel of Freedom“

      Stettin ist lt. Lektor eine reiche Stadt mit ca. 400.000 Einwohnern – davon ca. 55.000 Studenten an 6 staatl. und 11 privaten Hochschulen. Die Stadt ist sicher keine „Liebe auf den ersten Blick“, die Sehenswürdigkeiten wollen manchmal gefunden werden, u. a. muss man unter drei Straßenunterführungen hindurch, um dorthin zu kommen, aber wir fanden sie sehr sauber und sie hatte doch einige Überraschungen für uns parat. Mit der Vision „Szczecin Floating Garden 2050“ hat die Stadt das Ziel, eine einzigartige Stadt mit schwimmendem Garten bis 2050 zu bauen und möchte die Botschaft in die Welt senden, dass Stettin eine aufgeschlossene, grenzüberschreitende, innovative, visionäre, multikulturelle und mehrsprachige Stadt ist.

      Stettin hat durch viele Zerstörungen im Krieg keine große zusammenhängende Altstadt mehr, es sind leider nur wenige hübsche Häuser erhalten geblieben.

      „Nur noch wenige schöne Altstadthäuser sind erhalten geblieben“

      Sehenswert ist das schon erwähnte „Schloss der Pommerschen Herzöge“, in dem heute ein Museum, verschiedene Galerien, die Oper und das Marschallamt untergebracht sind. Der Uhrturm hat ein ganz außergewöhnliches Ziffernblatt: Ein Gesicht, dessen Augen der Bewegung der Zeiger folgen.

      „Das Schloss der Pommerschen Herzöge“

      Das besondere Ziffernblatt

      Die Jacobikirche (oder auch Jacobs-Kathedrale genannt) ist ein gotischer Backstein-Bau, der ganz typisch für die gesamte Ostseeküste ist, das Münster in Bad Doberan und auch die St. Nikolai-Kirche in Wismar gehören u. a. auch zur sog. „Route der Backsteingotik“, die von vielen Kunsthistorikern aus aller Welt besucht wird, dazu. Nur viele Deutsche wissen nicht, was für Schätze wir so haben, dafür aber alles über das andere Ende der Welt.
      Etwas Skurriles zur im Weltkrieg zerstörten und wieder aufgebauten Jacobs-Kathedrale: In einem gemauerten Pfeiler links neben der Orgel befindet sich in einer Kapsel das aufbewahrte Herz des Komponisten Carl Loewe, der auch 46 Jahre Kantor in dieser Kathedrale war.

      Die Sehenswürdigkeiten wie das „Alte Rathaus“, das „Loitzenhaus“, den „Siebenmantelturm“, das „Königstor“, das Nationalmuseum und viele andere sehr gut restaurierte Gebäude kann man mittels Flyer auf der „touristischen Stadtroute“ oder der „goldenen Route“ besichtigen.

      Das Alte Rathaus mit Teilen des Nationalmuseums

      Für uns war das Highlight die „Hakenterrasse“ (Waly Chrobrego) – 500 m lang liegt sie auf einer 13 m hohen Treppe, 19 m über dem Oderufer, ein toller Ausblick auf die Oder und den Hafen – natürlich auch auf die Albatros. Imposante Gebäude auf der Terrasse sind das Nationalmuseum und in dem schlossartigen roten Gebäude das „Westpommersche Woiwodschaftsamt.“

      „Der rote Palast der Woiwodschaft auf der Hakenterrasse“

      Noch schöner fanden wir aber den Weg durch die grüne Allee und den Boulevard mit schönen Cafés und Restaurants. Da an diesem Tag die Polen ihren Nationalfeiertag begingen, waren alle Ämter und Geschäfte geschlossen, die Familien flanierten gegen Mittag schick angezogen (die Polinnen in Kleid und High Heels, wir Touris in Jeans und Turnschuh;-) dort oder am Fluss entlang, gönnten sich ein Eis oder eine Spezialität aus Kakao und Schokolade, die es dort an vielen mobilen Ständen gab – was für eine „Aromatherapie“ und sündhaft gut.

      Die schöne Allee auf der „Hakenterrasse“

      „Hakenterrasse

      „Entlang des Boulevards“

      Die beidseitigen Treppen hinunter gelangt man zum großen Springbrunnen und zur Oder-Promenade mit ihren vielen Ausflugsschiffen rund um die Kanäle oder sogar bis nach Swinemünde. Und auch hier in Stettin: Ruhe, Gelassenheit, Lebensgefühl, Freundlichkeit!

      „Springbrunnen an der Hakenterrasse – benannt nach Major Herman Haken“

      Den größten zivilen Luftschutzbunker in Polen für 5.000 Menschen aus dem 2. Weltkrieg, der unter dem Stettiner Hauptbahnhof liegt, schafften wir leider nicht mehr zu besichtigen, die Zeit verging viel zu schnell, wir hätten gerne noch 1 – 2 Stunden länger in Stettin zugebracht, aber um 17:30 Uhr war schon wieder letzter Einschiffungstermin und ein volles Programm wartete auf uns:

      Zuerst die „Brückenbesichtigung“, wir wollten doch sehen, wie Christians Arbeitsplatz ausgesehen hat;-) Deshalb jetzt extra Bilder für ihn:

      Christians täglicher Blick bei der Arbeit

      Seine Arbeitsinstrumente

      Um 18:45 Uhr stellte Küchenchef Gabriel Busslehner sein Köche-Team in der Atlantic Lounge vor, hier gab es zum Glück ein Glas Sekt zur Erfrischung, denn Mittagessen und Kaffee/Kuchen waren schon wieder ausgefallen – ich frage mich, wie manche Leute auf Kreuzfahrten zunehmen können, man kann ja froh sein, wenn man nicht abnimmt 😉 – später zu Hause zeigte die Waage bei uns beiden +- 0,0! Na ja, das bisschen was man isst, kann man auch trinken – in Form des vitaminreichen alkoholfreien Tagescocktails, versteht sich;-)

      Nach dem Abendessen zeigte das spitzenmäßige Albatros-Showensemble die Show „Elements“ – die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde dargestellt in Tanz, Gesang und Artistik. Applaus meine Damen!!!

      Ab 21:30 Uhr gab es zwischen der Casablanca- und Harry´s Bar eine Südskandinavische Kirmes, wobei der gute alte Franky mal wieder gerne den Clown gab.
      Innerhalb unserer 3 Pärchen-Abendrunde stellte sich durch Zufall heraus, dass eines der Ehepaare wie wir auch die 15-tägige Reise im September 2019 mit der MS Artania in Richtung Brest/Bordeaux/Lissabon gebucht hatte – na, das würde ja heiter werden;-) Wir freuten uns, wieder gemeinsam auf Reisen zu gehen und dann noch auf dem „richtigen“ Schiff. Das dritte Pärchen geriet schon ins Grübeln und fand es eigentlich überhaupt nicht schön, dass wir ohne sie wieder in See stechen würden. Das Thema war noch nicht durch – uns blieben ja noch ein paar Abende;-)

      Aber dann wurde es wieder Zeit für die Koje – immerhin würden wir am nächsten Morgen in Wismar anlegen und unsere Kinder treffen, da sollte man ja vielleicht einen guten Eindruck machen…

    • #13815 Antworten
      Kerstin Krückeberg
      Gast

      Hallo Helga!
      Ein wahnsinnig toller Bericht! Jetzt freue ich mich schon, wenn die Bilder geladen sind- aber ich schaue sowieso regelmäßig bei euch Gastblogger hinein! Lässt sich so schön mitreisen!!! Vielen Dank!!!! Freu! Tschüß, Kerstin

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Antwort auf: Donnerstag 3. Mai 2018 – Stettin/Polen
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