Nieuw Statendam – der Prinz und die Costa Smeralda

Heute laufen wir erst gegen 10.00 Uhr in Olbia ein, wo uns eine ziemlich schmale Parklücke erwartet…

… aber das ist alles kein Problem für Captain Noel, der die Nieuw Statendam souverän an die Pier legt. Als Nachbarin empfängt uns heute ein ziemlich neues Schiff: die Virgin Valiant Lady. Sie ist ausschließlich Erwachsenen vorbehalten und auch optisch etwas ganz anderes. Meinen Geschmack trifft sie nicht, aber auch dieses Schiff wird sicher seine Liebhaber finden.

Rückwärts Einparken für Fortgeschrittene
Dieses Schiff spaltet die Gemüter und Geschmäcker

Sardinien als Ferienziel der Reichen und Schönen ist auch für uns nicht alltäglich. Gut kennen wir die Insel nicht, haben aber vor ein paar Jahren schon mal eine Tour an der Costa Smeralda gemacht. Das wollen wir heute gerne mit unserer Kreuzfahrt- und Sardinien-Novizin wiederholen. Dafür haben wir ausnahmsweise einen Ausflug mit HAL gebucht. Da wir ein Bordguthaben für Ausflüge haben und sowieso ein Taxi oder einen Mietwagen benötigt hätten, ist heute eine gute Gelegenheit, unser Guthaben auf den Kopf zu hauen. Dabei sind wir eigentlich überhaupt keine Freunde von organisierten Touren. Na, mal sehen… Unsere knapp vierstündige Tour führt uns von Olbia rund um die Costa Smeralda mit Stopps in Baia Sardinia und natürlich Porto Cervo.

Die Costa Smeralda: von Olbia geht es Richtung Norden

Bis in die 1960er Jahre gab es hier an der nordöstlichen Küste Sardiniens nur Granitgestein und mediterrane Gewächse. Aber als der arabische Prinz Karim Aga Khan zufällig in der sardischen Bucht anlegte, soll er sich sofort in das türkisblaue Wasser, die weißen Strände und die rosa Granit-Felsen verliebt haben. Das leuchtet auch heute noch ein, und das Märchen nahm seinen Lauf.

Kurzerhand erwarb der geschäftstüchtige Prinz das Küstenland von den einheimischen Schäfern, die sich im Hinterland niedergelassen hatten. Für die hart arbeitenden und von der Landwirtschaft lebenden Sarden war das Land zur Bewirtschaftung unbrauchbar. So überließen sie dem jungen Prinzen die steinige Küste – wohl aber unter der Prämisse, die Schönheit der Region zu erhalten.  

Der Strand in Baia Sardinia

Ob es ihm gelungen ist, muss heute jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall hat er klare Gestaltungsregeln aufgestellt. Unter anderem sind Werbetafeln und ortsfremde Pflanzen verboten, und Häuser müssen in einem bestimmten Stil gebaut werden. Sie sollen sich sowohl von ihrer Höhe als auch ihrer Farbe in die Natur einfügen. Daher gibt es heute nur flache und in Erdtönen oder weiß gehaltene Gebäude.

So hat sich das der Prinz gewünscht: die Häuser schmiegen sich an die Felsen

Diese nehmen wir auf unserer Tour zuerst in Baia Sardinia in Augenschein. Wie alle Ortschaften hier im Norden auf dem Reißbrett entstanden, gibt es hier einen schönen Strand und ein Dorf, das zumindest im Ansatz einen natürlich gewachsenen Eindruck erweckt. Die felsige Küste, die Blicke auf die naheliegenden Inseln erlaubt, gefällt uns sehr gut. Hier könnten auch wir tatsächlich Urlaub machen.

Deutlich anders gestaltet es sich in Porto Cervo. Der wohl berühmteste Ort der Costa Smeralda erinnert an ein hochpreisiges Shopping-Center mit angeschlossenem Yachthafen. Letzterer ist Ende Mai aber komplett verwaist. Offensichtlich haben sich die Yachten vor allem in russischen Händen befunden… Bei unserem letzten Besuch standen die Schiffe hier dicht an dicht.

Unsere Mehrgenerationen-Reisegruppe ist sich einig: dieser Ort ist stylisch und hübsch anzusehen, aber irgendwie nicht das wahre italienische Leben. Die Dörfer in den Bergen mit ihren authentischen Häusern sind da schon eher unser Geschmack – auch, wenn diese auf den atemberaubenden Blick der „Smaragd-Küste“ verzichten müssen. Vielleicht wart ihr ja auch schon mal in Porto Cervo und habt es ähnlich empfunden…?

Am Nachmittag sind wir wieder zurück an Bord. Unser Fazit: Die Costa Smeralda ist in Europa schon sehr besonders, aber vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten. Eine weitere Erkenntnis: Geführte Touren bleiben für meinen Mann und mich weiterhin schwierig. Wir sind einfach zu „schnell unterwegs“ und zu ungeduldig für diese gemächliche Tourie-Karawane. Den anderen beiden Generationen kam dieser Ausflug aber ganz gelegen: Omi konnte sich in angenehmem Tempo alles in Ruhe ansehen und erfuhr unterwegs viel über Land und Leute. Und der Youngster musste nicht kilometerweit mit uns Herumlaufen, konnte sich im Bus entspannt zurücklehnen und sogar noch mit dem Handy daddeln ;-).

Das putzige Kerlchen sah ich heute in einem Geschäft in Porto Cervo. Hätte mir gut gefallen – es war aber kein Preis dran 😉

Anders als an der Costa Smeralda ist auf dem Schiff alles wieder down-to-earth. Suffleboard, Nickerchen, Schwimmen, ein köstlicher Drink zum Auslaufen und ein entspanntes Abendessen. Auch auf dem Balkon erfreuen wir uns wieder an den „einfachen“ Dingen: Dem Meeresrauschen, dem Funkeln der Sterne und einem kühlen Getränk. Und außerdem freuen wir uns auf morgen. Da legen wir nämlich einen Seetag in Livorno ein…

I’ll keep you posted!

Herzlichst,

Eure Irmela

P.S. Diese Kreuzfahrt haben wir Ende Mai gemacht und berichten jetzt im Rückblick.

1 thought on “Nieuw Statendam – der Prinz und die Costa Smeralda”

  1. Moin Irmela!
    Das war ein interessanter Artikel und ich muss leider zugeben, das ich dort auch noch nicht war. Es gibt also wieder einen Punkt auf der Reise-ToDo-Liste! Schön finde ich vor allem, das eure „Reisegruppe“ so schön zusammen funktioniert. Das Thema Familien-Urlaub auf dem Schiff wird heutzutage immer wichtiger und beliebter! Ich persönlich finde das super!
    Vielen Dank wieder für deinen Bericht!
    Liebe Grüße und allen Kreuzfahrt-Begeisterten wünsche ich einen schönen Sonntag!
    Tschüss 🙋🏻

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